Ich hatte Angst, alles zu verlieren!
Es war am 25. Mai 1986 / 20.06 Uhr als ich mit meiner 1000der Kawasaki einen schweren Unfall erlitt. Dass ich am Leben blieb, grenzte an ein Wunder. Als ich aus dem wochenlangem Koma
erwachte, dachte ich zuerst, das war`s wohl gewesen. Siebzehn Knochenbrüche mit insgesamt über 50zig Operationsstunden und eine spätere Amputation des linken Arms waren die
Folgen.
Als ich nach 15 Wochen das Spitalbett verlassen konnte, wog ich gerade noch 45 Kilo. In den darauf folgenden Wochen galt meine Aufmerksamkeit fast nur dem Laufen. Ich musste lernen, das
Gehen neu zu koordinieren. Ich wollte ganz einfach weitermachen und nahm mir vor, niemals aufzugeben. Ich versuchte Leistungen zu erbringen wie vor meinem Unfall. Es war mir bewusst,
dass ich nie mehr so schnell sein sollte, aber das hinderte mich nicht, den Leistungssport weiter zu betreiben.
Es war nicht einfach, plötzlich mit nur einem Arm im Leben zu stehen und dennoch versuchte ich alles, was ich unternahm, möglichst
selbstständig auszuführen. Ich steckte mir bereits ein erstes Ziel. Es sollte der Engadiner - Skimarathon, am zweiten Sonntag im März sein, an dem ich wieder am Start stehen wollte, wie
die letzten vier Jahre zuvor. Obwohl mich bei den Vorbereitungen jede Bewegung stark schmerzte, liess ich nie locker. Ich trainierte eisern, jeden
Tag. Mit gemischten Gefühlen reiste ich ins Engadin und siehe da, es klappte. Ich hatte etwas erreicht, was kein Arzt für möglich hielt und darüber war ich sehr stolz. Rang 1`234
von über 12`000 Gestarteten.
Eines wird mir immer in Erinnerung bleiben, das Treffen mit den Eliteläufern vor dem Start. Sie fragten meinen Zwillingsbruder der neben mir stand wo ich denn sei und dabei stand ich doch vor Ihnen. Sie erkannten mich nicht wieder. Solche und ähnliche Situationen erlebte ich immer wieder, manchmal tat`s richtig weh. Freunde, ja sogar mein kleines Töchterlein, das mich im Spital besuchen kam, aber auch Bekannte die ich später bei meinen ersten Gehversuchen auf der Strasse traf, erkannten mich nicht wieder. Das mein linker Arm wahrscheinlich nie mehr funktionieren würde, so die Diagnose meiner Ärzte, beschäftigte mich weit weniger, als das, dass ich mein Gesicht verlor. Mich zum ersten Mal im Spiegel zu sehen und mich selbst nicht wieder zu erkennen, dies zu akzeptieren, verlangte alles von mir ab. Die vielen Gesichtsfrakturen hatten mein Aussehen total verändert.
Heute, viele Jahre später, habe ich mich an fast alles gewöhnt.
Mein Slogan lautet:
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!
Und darum …… bin ein Mensch, ich gebe nie
auf, auch wenn mir fehlt, manchmal der Schnauf. Sehe`im Leben immer Sinn, jetzt erst recht, seit dem ich auch noch Opa
bin. Fall ich ab und zu auch
hin, kämpf mich durch, steh wieder
auf!